Toto Wolff über Abu Dhabi
Nach einem enttäuschenden Rennen in Sakhir, bei dem sowohl George als auch Valtteri die Chance auf den Sieg verloren haben, möchten wir beim letzten Saisonrennen Wiedergutmachung betreiben. Der problematische Boxenstopp hat ein zugrundeliegendes Problem in unserem Funksystem offenbart und wir haben Maßnahmen ergriffen, sowohl an der Technik als auch unseren Abläufen, um sicherzustellen, dass sich dies nicht wiederholen wird.
Es gibt noch ein paar Fragezeichen darüber, wer an diesem Wochenende in Abu Dhabi im Auto sitzen wird. Der Gesundheitszustand von Lewis verbessert sich, aber wir werden erst später genau wissen, ob er fahren kann. Wir werden unser Bestes geben, um ihn im Auto zu haben und wir wissen, dass er fest entschlossen ist, so schnell wie möglich zurückzukehren. Aber seine Gesundheit steht natürlich an erster Stelle, deshalb warten wir die Situation ab und treffen dann eine Entscheidung.
An diesem Wochenende erwartet unsere Teammitglieder in Abu Dhabi eine ganz besondere Überraschung. Wir werden am Samstag und Sonntag eine leicht veränderte Lackierung einsetzen, auf der die Namen aller Teammitglieder aus Brixworth und Brackley auf dem Auto stehen werden. Damit wollen wir ihren riesigen Einsatz und ihr enormes Engagement ehren. Jeder im Team hat in diesem Jahr alles gegeben, die Messlatte während dieser unheimlich intensiven Saison immer höhergelegt und wir hoffen, dass diese Geste ihnen zeigt, wie viel Anerkennung und Wertschätzung wir für jede Einzelne und jeden Einzelnen haben.
Das Rennwochenende in Abu Dhabi besitzt diese spezielle Saisonabschluss-Atmosphäre und macht immer Spaß. Zudem stellt die Strecke eine interessante Herausforderung für die Ingenieure dar. Die Atmosphäre wird in diesem Jahr durch die COVID-19 Sicherheitsmaßnahmen sicher ein wenig anders sein, aber wir sind motiviert wie eh und je, um die Saison mit einem starken Ergebnis abzuschließen und auf dem richtigen Fuß in die Winterpause zu gehen.
Der Abu Dhabi Grand Prix steht seit dem Jahr 2009 im Formel 1-Rennkalender und war das erste Rennen bei Abenddämmerung in der Geschichte der Königsklasse
Wie in Bahrain finden auch in Abu Dhabi das erste und das dritte Training am Tag statt, das zweite Training, das Qualifying und das Rennen werden unterdessen in der Nacht ausgetragen. Bei den wärmeren Temperaturen am Tag verhalten sich die Reifen anders, das müssen wir beim Setup und dem Programm für das Training berücksichtigen
Rund um den Yas Marina Circuit stehen ca. 4.700 Flutlichter, um die Strecke für das Rennen und die Sessions während der Abenddämmerung zu erleuchten
Lewis Hamilton erzielte die erste Pole Position beim Abu Dhabi GP 2009 in 1:40.948 Minuten, seine Pole-Zeit im Jahr 2019 war in 1:34.779 Minuten mehr als sechs Sekunden schneller! Und 2020 erwarten wir noch schnellere Rundenzeiten…
Das Überholen wird mit fortschreitendem Rennverlauf schwieriger, weil die weicheren Reifen – Pirelli bringt die drei weichsten Mischungen mit nach Abu Dhabi – viele Marbles (Gummiabrieb) erzeugen. Das kostet viel Grip, wenn man neben der Ideallinie fährt.
Mit 21 Kurven (12 Links- und 9 Rechtskurven) hat der Yas Marina Circuit die meisten Kurven im F1-Rennkalender 2020
Die Strecke weist mit 58 Gangwechseln pro Runde gemeinsam mit Bahrain die zweitmeisten des Jahres auf – nur in Russland gibt es mehr (62)
Die Boxengasse ist die einzige in der Formel 1, in der es bei der Ausfahrt einen Tunnel gibt, in dem die Fahrer unter der Strecke durchfahren, um links vor der zweiten Kurve wieder auf die Strecke zurückzukehren. Da die Fahrer sich in einer Kurve einfädeln, kann es schwierig sein, andere Autos zu sehen.
Die langsamste Kurve der Strecke ist Kurve 7, die mit rund 70 km/h durchfahren wird. Eine Kurve ist jedoch noch langsamer, aber sie gehört nicht zu einer normalen Runde: Die Haarnadel am Ausgang der Boxengasse wird nur mit 60 km/h durchfahren.
Die beiden DRS-Zonen liegen auf aufeinanderfolgenden Geraden, die nur durch eine Schikane voneinander getrennt sind. Sie besitzen jedoch jeweils einen individuellen Messpunkt. Dadurch können einige spannende Zweikämpfe entstehen, wenn der Fahrer, der vor Kurve 8 überholt wurde, in der nächsten DRS-Zone seine Position zurückholen kann.
Auf dem Yas Marina Circuit gibt es sieben große Bremspunkte und zwei davon werden als „stark“ eingestuft (hier bremst der Fahrer für mehr als 0,4 Sekunden mit 4G oder mehr). Das ist eine starke Belastung für die Bremsen, die auf den langen Geraden jedoch abgekühlt werden können, was die Temperaturen unter Kontrolle hält. Das ist anders als auf Strecken wie in Budapest, wo eine Kurve auf die nächste folgt und es nur wenige lange Geraden gibt, um die Bremsen zu kühlen.
Nur 61% der Rundenzeit werden auf dem Yas Marina Circuit mit Vollgas gefahren, das ist der zweitniedrigste Wert des Jahres. Nur auf dem Hungaroring (56%) ist der Volllastanteil noch niedriger.
Da Abu Dhabi das letzte Saisonrennen ist und das erste sowie dritte Training nicht komplett repräsentativ sind, bringen einige Teams Konzeptteile für die kommende Saison mit, um sie in diesen Trainings einzusetzen.
Die Teams bleiben nach dem Saisonabschluss in Abu Dhabi, um dort einen Young Driver Test zu absolvieren, bei dem am Dienstag beide Rennwagen eingesetzt werden.