Positive Zwischenbeurteilung des Pilotprojekts zum stationären Drug Checking in Basel

Basel Stadt, Copyright: Mandoga Media

Seit Juli 2019 können volljährige Personen in Basel im Rahmen des Pilotprojektes „DIBS Drogeninfo Basel-Stadt“ anonym Substanzproben zur Analyse abgeben und sich beraten lassen. Eine Zwischenbeurteilung zeigt, dass das Angebot wesentlich zur Minimierung der Risiken für die Konsumierenden beiträgt. In vielen untersuchten Proben wurden Verunreinigungen, Überdosierungen sowie Falschdeklarationen festgestellt.

Mit dem stationären Drug Checking Angebot soll insbesondere ein breiter Kreis von jungen Erwachsenen ab 18 Jahren erreicht werden, welche psychoaktive Substanzen vorzugsweise im Party- und Freizeitbereich konsumieren und mit den bisherigen Beratungsmöglichkeiten nicht zu erreichen waren. Die Abteilung Sucht des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt leitet das Pilotprojekt. Die Umsetzung erfolgt durch das Institut für Rechtsmedizin des Gesundheitsdepartementes und das Beratungszentrum der Stiftung Suchthilfe Region Basel (SRB). Mit Beginn der Pandemie wurde das Angebot entsprechend der gültigen Schutzmassnahmen angepasst und konnte mit Ausnahme einer kurzzeitigen Unterbrechung aufrechterhalten werden.

279 Besuchende und 329 Proben

Seit 22. Juli 2019, dem Startdatum des Projektes, bis zum 21. Dezember 2020 verzeichnete das Angebot 279 Besucherinnen und Besucher. Darunter waren mit 224 Besuchern deutlich mehr Männer vertreten. Der Altersdurchschnitt liegt bei 33 Jahren (Altersspanne: 18 bis 69 Jahre). Bei 58 Prozent handelt es sich um einen Erstkontakt, bei 42 Prozent um Personen, welche das Angebot wiederholt in Anspruch genommen haben. Die Besuchenden haben insgesamt 329 Proben zur Analyse abgegeben.

Kokain, MDMA und LSD Proben am häufigsten abgegeben

Am häufigsten wurden Kokain-Proben (88) abgegeben, gefolgt von MDMA (Tabletten: 30, Kristalle: 24), LSD (44), Amphetamin (41) und Cannabis mit Verdacht auf synthetische Cannabinoide (29). Bei 51 (58 Prozent) der Kokain-Proben handelte es sich um Kokain ohne aktive Streckmittel, bei den übrigen 37 Analysen (42 Prozent) waren die Kokain-Proben mit pharmazeutisch aktiven Streckmitteln versetzt. Die am häufigsten festgestellten Streckmittel waren das Entwurmungsmittel Levamisol, das Schmerzmittel Phenacetin oder beide in Kombination.

Mindestens jede 6. Probe hatte eine Warnung zur Folge

Bei gefährlicher Beimischung, zum Beispiel mit Streckmitteln, und/oder zu hohem Wirkstoffanteil sowie bei unbekannten Substanzen wurden Substanzwarnungen herausgegeben. Neben der persönlichen Adressierung der Substanzwarnungen an die Drug Checking-Besuchenden wurden insgesamt 55 tagesaktuelle Warnungen erstellt und im Internet veröffentlicht.

Gefährliche synthetische Cannabinoide neu im Umlauf

Seit Anfang 2020 sind vermehrt Cannabisprodukte im Umlauf, die mit synthetischen Cannabinoiden behandelt wurden. Für die Konsumierenden sind damit grosse Gesundheitsrisiken und ungewollte Wirkungen verbunden, die auch lebensbedrohlich sein können. Cannabis-Proben werden beim Drug-Checking nur entgegengenommen, wenn Verdacht auf Beimischung synthetischer Cannabinoide besteht, nicht zur Bestimmung des THC/CBD Gehaltes. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 29 Cannabisproben getestet. In 26 Cannabisproben wurden synthetische Cannabinoide nachgewiesen. Somit leistet das Angebot einen wichtigen Beitrag zur Schadensminderung und zum Gesundheitsschutz.

Drug Checking, Information und Beratung

Jeden zweiten Montag kann das Drug Checking Angebot von 18.00 bis 20.00 Uhr in den Räumlichkeiten der Stiftung Suchthilfe Region Basel (SRB) an der Mülhauserstrasse 111 in Basel genutzt werden. Das Institut für Rechtsmedizin nimmt dabei die Analyse der Substanzproben vor, die SRB führt bei einer Substanzabgabe obligatorische Informations- und Beratungsgespräche durch. Bei Bedarf bietet die SRB eine weiterführende Beratung an oder vermittelt Behandlungsangebote. Eine Beratung ist auch unabhängig von einer Substanzabgabe möglich.

Das Angebot geht auf einen parlamentarischen Vorstoss zurück. Der Grosse Rat hat an seiner Sitzung vom 14. November 2018 der Durchführung eines dreijährigen Pilotprojektes zum stationären Drug Checking Angebot zugestimmt.

Studie des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) erforscht die Wirkung der Drug Checking-Angebote in der Schweiz

Eine im Auftrag des BAG durchgeführte und vergangenen Dienstag publizierte Studie zeigt, dass die Angebote zur Analyse verbotener psychoaktiver Substanzen dazu beitragen, die Konsumierenden vor Überdosierung und unerwünschten Wirkungen von Streckmitteln zu schützen und dadurch die mit dem Drogenkonsum verbundenen Risiken zu senken. Die Studie streicht weiter das Potenzial dieser Angebote für die Früherkennung von gefährdeten Personen und das Monitoring des Drogenmarkts heraus.