Gegen 700 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Diplomatie fanden sich heute Abend zur Generalversammlung der Handelskammer beider Basel ein. Präsidentin Elisabeth Schneider-Schneiter und Direktor Martin Dätwyler begrüssten gleich vier Persönlichkeiten zu einer angeregten Paneldiskussion: Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Direktorin SECO, Dr. Peter Grünenfelder, Direktor Avenir Suisse, Dr. Katja Gentinetta, politische Philosophin, und Thomas Ernst, Verwaltungsratspräsident Gruner AG, tauschten sich über die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft aus.
Besonderes Jahr, ganz andere Welt
Elisabeth Schneider-Schneiter ging in ihrer Ansprache darauf ein, wie sehr wir von den geopolitischen Verwerfungen betroffen sind. Die Welt sei nach der Pandemie und dem Beginn des Ukraine-Kriegs eine andere, mit grossen Auswirkungen auf die Menschen und die Wirtschaft: «Dem Westen wird plötzlich die Fragilität von Sicherheit, Demokratie und Rechtsstaat bewusst. Isolierte Einzelgänge sind kein Modell für eine gedeihliche Zukunft», so Schneider-Schneiter. Es sei nicht nur der Krieg, der uns bedrohe, es resultierten noch viele weitere Herausforderungen, denen sich Unternehmen stellen müssten.
Aktuelle Herausforderungen der Wirtschaft
Unterbrechungen der Lieferketten lassen die Preise steigen und führen, trotz teilweise voller Auftragsbücher, zu Lieferengpässen bis hin zu Produktionsausfällen. Die Liste der Rohstoffe und Güter, die von Beschaffungsschwierigkeiten betroffen sind, ist lang. Die Preise für Energie, Rohstoffe und Zulieferprodukte schiessen regelrecht in die Höhe. Ebenso steigen die Transportkosten. Die Gefahr einer Stagflation steht im Raum. Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung treffen nicht nur die Konsum-, sondern auch die Investitionsgüter und verzögern deshalb ebenfalls die Investitionstätigkeit der Unternehmen. «Der Wirtschaft gebührt ein grosser Dank, weil sie einerseits die Sanktionen mitträgt und andererseits vielerorts den Flüchtlingen eine Arbeit anbietet. Das ist ein Engagement und eine Chance zugleich», erläutert Schneider-Schneiter.
Region für rare Fachkräfte attraktiv halten
Eine weitere grosse Herausforderung für Unternehmen ist und bleibt es, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Die demografische Entwicklung verstärkt den Mangel in Zukunft. «Dem müssen wir mit Nachdruck auf allen politischen, unternehmerischen und gesellschaftlichen Ebenen begegnen. Denn ohne Fachkräfte kein wirtschaftlicher Erfolg, ohne wirtschaftlichen Erfolg kein Wohlstand! Unser Wirtschaftsstandort Region Basel muss für Fachkräfte interessant bleiben, deshalb sind nicht nur die Personenfreizügigkeit und die Teilnahme an europaweiten Forschungsprogrammen wie «Horizon Europe» so wichtig, sondern auch attraktive Steuern für natürliche Personen», betonte Schneider-Schneiter.
Kompass auf Stärken richten
Wenn die Welt eine ganz andere ist, dann muss man den Kompass neu ausrichten und sich auf das Wesentliche konzentrieren, zeigte sich Direktor Martin Dätwyler überzeugt: Die politische Stabilität unseres Landes ziehe Investoren und Unternehmen an. Sie leide, wenn politische Gruppierungen die demokratischen Spielregeln strapazieren und die Wirtschaft ständig gegen die Initiativ- und Referendumsflut antreten müsse. Zudem würden wir unsere Rechtssicherheit leichtfertig aufs Spiel setzen, wenn wir den Eiertanz um die Europafrage weiter verlängerten. Die Exzellenz in Lehre und Forschung unserer Hochschulen locke die hellsten Köpfe der Welt an. Diese Magnetwirkung würden wir gefährden, wenn wir uns aus falsch verstandenem Souveränitätsdenken von weltweit ausstrahlenden Programmen wie «Horizon» und «Erasmus» verabschieden. «Jetzt gilt es, den Booster zu zünden und mit noch mehr Power für attraktive Rahmenbedingungen für unsere Unternehmen zu kämpfen», so Dätwyler. «Wer gute Steuerzahlende mit Top-Verdiener-Initiativen vergrault und dafür Menschenrechte für Schimpansen schaffen will, kann nicht auf unseren Goodwill zählen. Wer die Spielregeln während des Spiels ändern will ‒ wie mit der Initiative «Basel baut Zukunft» ‒ und damit sogenannte «bezahlbare Wohnungen» verordnet wie beim Klybeck, und wer mit überrissenen und unkoordinierten Massnahmen einer nachhaltigen Klimapolitik einen Bärendienst erweist, muss mit unserem Widerstand rechnen», doppelte Schneider-Schneiter nach.
Cyber Security-Checkup – neues Angebot für Unternehmen
Die digitalisierte Welt bringt viele Chancen, sie birgt aber auch Gefahren: «Seien es Phishing-Mails oder heimlich eingespeiste Schadsoftware – immer mehr Unternehmen werden Opfer von Cyber-Angriffen. Mit unserem neuen Cyber Security-Checkup können Unternehmen Gefahren aus dem Netz frühzeitig erkennen und sich effektiv vor Attacken aus dem Netz schützen», erläuterte Dätwyler. Cyber Security-Spezialistinnen und Spezialisten führen den Checkup vor Ort im Unternehmen durch. Sie durchleuchten IT-Prozesse, zeigen Schwachstellen sowie Handlungsbedarf auf und identifizieren das Potenzial, um die Sicherheit im Unternehmen zu erhöhen. Im Fokus stehen zudem der Datenschutz und die Sensibilisierung von Mitarbeitenden. Als Resultat erhalten die Unternehmen Handlungsempfehlungen mit möglichen nächsten Schritten. «Den Cyber Security-Checkup können unsere Mitgliedunternehmen ab sofort beantragen. Wir tragen zwei Drittel der Kosten», bemerkt Dätwyler abschliessend.