Thomas Weikert wurde mit 434 Stimmen (99%) als Präsident wiedergewählt, Verena Bentele (403 Stimmen), Kerstin Holze (370 Stimmen), Oliver Stegemann (338 Stimmen) und Miriam Welte (425 Stimmen) als Vize-Präsident*innen. Eine weitere, im Vorjahr auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Weimar nicht besetzte Vizepräsidentenposition wird nun von Jens-Peter Nettekoven (273 Stimmen) besetzt.
Das Präsidium komplettieren Fabienne Königstein als gewählte Vertreterin der Athlet*innen und Stefan Raid als Vorsitzender der Deutschen Sportjugend (dsj) sowie auch weiterhin Britta Heidemann als Mitglied der Athletenkommission im Internationalen Olympischen Komitee (IOC).
„Das ist ein kraftvolles Votum für die im Amt bestätigten Präsidiumsmitglieder und natürlich auch für mich persönlich. Gemeinsam mit dem neu hinzugestoßenen Jens-Peter Nettekoven werden wir die Herausforderungen annehmen, vor denen der deutsche Sport steht. Pandemie, Energiekrise, und ebenso die Gestaltung der Zukunft mit Olympia, Safe Sport, mehr Bewegung und Gesundheit für das gesamte Land erfordern Energie und Geschlossenheit – für beides steht diese Mitgliederversammlung. Wir wollen gemeinsam mehr bewegen.“
Die Wahlen bildeten den Abschluss eines intensiven Sportparlaments, das am Morgen durch den Baden-Badener Oberbürgermeister Dietmar Späth, den Präsidenten des Landessportverbandes Baden-Württemberg, Jürgen Scholz, den Vorsitzenden der Sportministerkonferenz und rheinland-pfälzischen Minister des Innern und für Sport, Michael Ebling, sowie die baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Theresa Schopper eröffnet worden war.
Für die Bundesregierung sprach Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) vor den rund 300 Delegierten. Seifert betonte die von DOSB und BMI gemeinsam getragene Weiterentwicklung der deutschen Spitzensportförderung, betonte aber ebenso, dass in Pandemie und Energiekrise die Sportvereine als Basis abgesichert und gestärkt werden müssten. Sie betonte, dass das BMI sich weiterhin dafür einsetzen wird von der Energiekrise betroffene Sportvereine auch von den Härtefallregelungen profitieren können.
Beim Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport dankte Seifert dem DOSB und der dsj für den Dialogprozess. Zustimmend äußerte sich die Vertreterin der Bundesregierung auch zu dem partizipativen Strategieprozess, der einer möglichen deutschen Olympiabewerbung vorgeschaltet werden soll.
Zuvor hatten die Delegierten, die sich aus den Vertreter*innen der deutschen Sportverbände, der Landessportbünde und weiterer sportnaher Organisationen sowie Einzelmitgliedern zusammensetzen, eine ganze Reihe von Weichenstellungen für die Zukunft des organisierten Sports in Deutschland vorgenommen.
Die Versammlung befürwortete einstimmig einen Beschluss zu einem mehrstufigen Strategieprozess für eine mögliche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele. Miriam Welte und Oliver Stegemann präsentierten eine „Road Map“, deren erste Etappe im kommenden Jahr eine bundesweite Reihe von Diskussionsforen mit Befürwortern, Kritikern und Interessenvertretern aus Wirtschaft, Politik, Kultur und weiteren gesellschaftlichen Bereichen beinhaltet. In einem ergebnisoffenen und transparenten Prozess soll dabei vor der Frage nach möglichen Details wie Wann, Wo oder Wie das Warum diskutiert werden.
Sport als geschützten Raum, in dem vor allem Kinder und Jugendliche einen sicheren Platz haben, hatte der Antrag zur Resolution „Schutz vor Gewalt im Sport im Zukunftsplan Safe Sport als nachhaltige Gesamtstrategie verankern!“ zum Inhalt. Die Geschäftsführerin der deutschen Sportjugend, Christina Gassner, warb dafür, einen Zukunftsplan Safe Sport als langfristige Gesamtstrategie von DOSB und dsj sowie ihren Mitgliedsorganisationen zum Schutz vor Gewalt zu entwickeln. Gewalterfahrungen im Sportverein seien keine Einzelfälle. Eine grundlegende Position des Sports zum Schutz vor Gewalt sei bereits gemeinsam von DOSB, dsj und den Mitgliedsorganisationen sowie Athlet*innenvertretungen in einem intensiven Dialogprozess im Sommer erarbeitet worden. Die von der Mitgliederversammlung verabschiedetet Resolution „Schutz vor Gewalt im Sport im Zukunftsplan Safe Sport als nachhaltige Gesamtstrategie verankern!“ soll eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Themenfeld Schutz vor Gewalt sichergestellt werden.
Besondere Aufmerksamkeit widmete die Versammlung dem Themenfeld „Aufarbeitung von sexualisierter Belästigung und Gewalt im Sport“. Als dritte Säule neben Prävention und Intervention soll Aufarbeitung verstärkt in den Blick genommen werden. Das Bewusstsein für und das Wissen über Unrecht durch sexualisierte Belästigung und Gewalt im Sport bietet die Chance, die Gewaltdynamiken in einem Sportverband oder -verein zu durchdringen, Fälle aufzuklären, zu handeln und den Betroffenen zuzuhören und sie zu unterstützen. Die Mitgliederversammlung stellte sich geschlossen hinter die Veröffentlichung der Leitlinien zur „Aufarbeitung sexualisierter Belästigung und Gewalt in Sportverbänden und -vereinen“, die Verbänden und Vereinen Orientierungshilfe für eine betroffenenzentrierte und transparente Aufarbeitung bieten. Resolution und Leitlinien wurden von der Versammlung einstimmig beschlossen.
Ein Menschenrechtsbeirat soll den DOSB zu Nachhaltigkeit und Menschenrechten beraten. Das Gremium helfe, diese für den Sport immer wichtiger werdenden Themen kontinuierlich zu bearbeiten. DOSB-Präsident Thomas Weikert: „Wir haben diese Diskussionen auch bei früheren Sportgroßveranstaltungen geführt, aber das Interesse flaute ab, sobald diese endeten. Mit Hilfe der im Beirat versammelten Expertise möchten wir eine dauerhafte Beschäftigung des Sports mit diesen Themen verankern, weil es nachhaltige Ansätze braucht, um echte Veränderungen bewirken zu können.“ Als Dachorganisation des organisierten Sports in Deutschland, aber auch als Nationales Olympisches Komitee halte es der DOSB für unabdingbar, dass das bereits eingetretene Umdenken im Weltsport und die Fokussierung auf Themen wie Nachhaltigkeit und Menschenrechte konsequent fortgesetzt werde, sagte Weikert.